Für eine solidarische und vielfältige Gesellschaft! Für eine lebendige Demokratie von morgen!
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Der FJR steht dafür ein, dass alle Kinder und Jugendlichen in Frankfurt in Freiheit,
Chancengleichheit und Gerechtigkeit aufwachsen und leben können. Die Wurzeln des FJR nach
der Neugründung 1948 liegen in den Erkenntnissen und Lehren aus der Zeit des
Nationalsozialismus.
Vielfalt in Geschlecht, Herkunft, Nationalität, sexueller Orientierung, Geschlechtsidentität,
körperlicher und geistiger Fähigkeit, Religion und weltanschaulicher Auffassung verstehen wir
als Ausdruck einer pluralistischen und demokratischen Gesellschaft. Diese Vielfalt leben wir mit
unseren Mitgliedsorganisationen und sehen sie als bereichernd und wertvoll an.
Wir beziehen mit diesem Positionspapier Stellung zu aktuellen problematischen politischen
Entwicklungen. Unsere Gesellschaft ist mit großen und komplexen Problemlagen konfrontiert,
die sich mit den bisherigen demokratischen Mechanismen nicht mehr bewältigen lassen. Den
gesellschaftlichen Umgang damit sehen wir zunehmend als Bedrohung unserer gemeinsamen
Werte von Vielfalt und Demokratie an.
Migration wird leider immer wieder als Ursprung aller Probleme in Deutschland bezeichnet.
Daraus folgt, dass Menschen, die nach Deutschland flüchten oder einwandern, unter
Generalverdacht gestellt werden. Die rassistische Diskursverschiebung ist in vollem Gange:
menschenfeindliche Rhetoriken sind ins Repertoire parlamentarischer Mehrheiten und
Regierungen eingegangen. Schutzsuchende, die vor Klimaereignissen und Kriegen flüchten,
werden zu Sündenböcken. Familien leben in ständiger Angst, aufgrund eines unsicheren
Aufenthaltsstatus abgeschoben zu werden. Migrationspolitische, asylpolitische und
sicherheitspolitische Gesetzgebungen werden immer schärfer. Wir lassen Menschen auf
Fluchtwegen, im Mittelmeer und insgesamt an den EU-Außengrenzen sterben und halten
Ankommende in langen Warteschleifen von der Erwerbsarbeit fern. Stattdessen muss das Recht
auf Schutz und rechtliches Gehör eingehalten werden. Ein zügiges und gutes Ankommen in
unserer Gesellschaft sollte auf allen Ebenen gefördert werden.
Wir fordern:
Budgetkürzungen im Bereich Flucht und Migration1 müssen abgewendet werden.
- Geflüchtete Menschen müssen Perspektiven für ein Leben in Deutschland entwickeln können!
- Rassismus muss in der deutschen Gesellschaft kritisch hinterfragt und bearbeitet werden!
- Für Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung müssen die UN-Kinderrechte
genauso wie für alle anderen jungen Menschen gelten! - Vielfalt im Sinne von Herkunft ist eine Bereicherung und darf kein Stigma sein!
Die AfD und der allgemeine Rechtsruck: Deutschland ist eines der reichsten Länder und eine
der stabilsten Wirtschaften der Welt. Gleichzeitig erleben wir, dass von der AfD und anderen
Rechten regelrechte Untergangszenarien heraufbeschworen werden, die für lösungsorientierte
Politik keinen Raum lassen. Sie will Menschen mit Hilfe von Fake News dazu verleiten, gegen
ihre eigentlichen Interessen zu wählen. In unserem aufgeheizten gesellschaftlichen Klima
erhalten die AfD und anti-demokratische Positionen im Allgemeinen einen enormen Zuspruch.
Das Abgleiten in undemokratische bzw. menschenrechtsverachtende Positionen zersetzt unser
friedliches Zusammenleben, gefährdet unsere Grundrechte und fördert die weitere
rücksichtslose Zerstörung unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Das alles findet Ausdruck in
Form von Rassismus und menschenverachtenden Haltungen. Der antimuslimische Rassismus,
der Antisemitismus und eine rückwärtsgerichtete einseitige Gender-Thematisierung sind
traurige Resultate davon.
Wir fordern…
- dem Rassismus und den menschenverachtenden Haltungen entgegenzutreten.
- einen breiten gesellschaftlichen demokratischen Antifaschismus – die Brandmauer darf kein Lippenbekenntnis sein!
Klima: Die Klimakatastrophe erfordert mutige und nachhaltige Lösungen, aktuelle Maßnahmen
dazu sind absolut unzureichend. Für alle Bewohner*innen der Erde gilt das Menschenrecht auf
den Erhalt ihrer Lebensgrundlage, insbesondere auch für die nachfolgenden Generationen².
Wir fordern…
- eine konsequente nachhaltige Entwicklung und ein entschiedenes politisches
Engagement für Natur-, Umweltschutz und Klimagerechtigkeit, sowie den Schutz der
Biodiversität!
Armut: Das Gefälle zwischen Arm und Reich wird immer größer. Die Vermögensentwicklung in
Deutschland ist im Durchschnitt angestiegen, aber sie ist sehr ungleich verteilt: 10% der
Haushalte gehören über 56 % des Vermögens. Die wachsende Armut³ stellt eine Bedrohung für
unsere gesamte Gesellschaft dar. Armut bedeutet soziale Ausgrenzung, schlechtere
Bildungschancen, höhere Gesundheitsrisiken und schlechtere Möglichkeiten der
gesellschaftlichen Teilhabe. Gleichzeitig nimmt der (immense) Reichtum zu4 5, was sich nicht
nur aber auch auf den Zusammenhalt in der Gesellschaft negativ auswirkt.
Wir fordern…
- der Staat muss seine Gestaltungsspielräume dafür nutzen, dieser Ungleichheit
entgegenzuwirken. Alle müssen die gleichen Chancen auf ein gutes Aufwachsen haben! - Unterstützungsleistungen für einkommensschwache Bevölkerungsgruppen müssen
ausgebaut werden, um das extreme Vermögensgefälle auszugleichen!
Bildung und Teilhabe: Jungen Menschen wird - aufgrund der zunehmenden Überalterung
unserer Gesellschaft - nicht die Teilhabe eingeräumt, die erforderlich wäre, um unsere
Demokratie zukunftsfähig zu machen. Junge Menschen müssen an politischen Entscheidungen
beteiligt werden, damit Maßnahmen im Sinne nachfolgender Generationen erfolgen. Es müssen
ausreichend Mittel für den Jugendbereich zur Verfügung gestellt werden, anstatt sie zu kürzen
oder gänzlich zu streichen, wie es derzeit in unterschiedlichen Zusammenhängen in der
Republik passiert.
Wir fordern6;7..
- eine bedarfsgerechte Ausgestaltung und zukunftsgerichtete Finanzierung aller Lernorte!
- eine auskömmliche Förderung der Kinder- und Jugendarbeit!
- einen deutlichen Ausbau der Jugendverbandsarbeit und der (freie) Jugendhilfe!
Der allgemeinen Zunahme von Hass und Gewalt, sozialen Krisen und Konflikten sowie der
ökologischen Katastrophen kann und darf man nicht mit Ignoranz, Nationalismus und Egoismus
begegnen. Das einzige wirksame Mittel ist ein mutiger Gegenentwurf für eine solidarische,
pluralistische, weltoffene, klimagerechte und soziale Demokratie, die die Würde jedes einzelnen
Menschen sowie die ökologischen Ressourcen wertschätzt und schützt.
Wir appellieren an alle Menschen, unsere Demokratie aktiv mitzugestalten und sich für eine
solidarische Gesellschaft zu engagieren. Wir brauchen alle jungen Menschen, um die
Gesellschaft von morgen zu gestalten. Wir rufen euch dazu auf: Lasst euch nicht entmutigen!
Bringt euch ein! Verschafft euch Gehör! Gestaltet die Zukunft mit!
Die Verbände des Frankfurter Jugendrings im Januar 2025
1 https://www.der-paritaetische.de/alle-meldungen/haushalt-2025-auswirkungen-im-bereich-flucht-und-
migration-sowie-aenderungen-im-migrationsrecht-durch-die-wachstumsinitative/
abgerufen am 9.1.2025
² https://www.zdf.de/nachrichten/wissen/klimaangst-kimawandel-krise-psychologe-heinzel-planet-e-100.html
abgerufen am 9.1.2025
³ https://www.wzb.eu/de/pressemitteilung/ungleichheit-und-armutsrisiko-kaum-veraendert-trotz-steigender-vermoegen-und-loehne
abgerufen am 9.1.2025
4 https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/vermoegensverteilung-in-deutschland-superreiche-werden-noch-superreicher-a-5bdf3b82-55ef-4976-a3e3-c6b97da97c91
abgerufen am 9.1.2025
5 https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/oxfam-studie-reichtum-armut-100.html
abgerufen am 9.1.2025
6 https://www.dbjr.de/artikel/verbaende-fordern-junge-menschen-in-den-mittelpunkt-stellen abgerufen am
9.1.202
7 https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/service/publikationen/zuversicht-braucht-vertrauen-die-lage-der-jungen-
generation-und-die-situation-der-kinder-und-jugendhilfe-244634 abgerufen am 9.1.2025