Open Space zur Parade der Kulturen

Als unser neuer interkultureller Referent Sébastien Daudin seine Arbeit im März aufnahm, gehörte es zu seinen ersten Aufgaben, diesen Überarbeitungs­prozess in Gang zu setzen und die Open-Space-Veranstaltung zu organisieren.

Nach neun Paraden wurde vielen klar, dass dem bisherigen Konzept eine kleine Erfrischungskur gut tun würde: Seit Jahren gab es innerhalb und außerhalb des Jugendrings viele Stimmen, die dafür plädierten, die politischen Inhalte der Parade wieder stärker in den Vordergrund zu stellen. 2003 wurde die Parade ins Leben gerufen, um ein klares Zeichen gegen rechtsextreme Tendenzen in Frankfurt zu setzen. Ziel der Parade war es, für die Vielfalt in Frankfurt zu demonstrieren, ein Akzent für das friedliche Miteinander in unserer Stadt und gegen Rassismus, Diskriminierung und Ausgrenzung zu setzen. Bei einer Überarbeitung des Konzepts sollte darauf geachtet werden, dass folkloristische Elemente ein unabdingbares und zentrales Merkmal der Parade darstellen und die Veranstaltung ein offenes, familienfreundliches und friedliches Fest bleibt, aber auch als klares Statement gegen rechte Tendenzen in unserer Gesellschaft erkennbar ist.

Keine einfache Aufgabe also, wenn man die vielseitigen Interessen der beteiligten Akteure berücksichtigt: FJR-Verbände, städtische Partner und teilnehmende Gruppen. Das Open Space sollte demnach neue und unbefangene Ideen bringen, wie die Parade ihren Ursprungsgedanken heute leben kann.

Auf der Open-Space-Veranstaltung am 31. Mai im Gallus-Theater fanden sich circa 60 Personen zusammen und widmeten sich dieser Frage. Es fanden elf Arbeitsgruppen statt, zu den verschiedenen Themen, unter anderem: Kultur­begriff der Parade, Gestaltung & visuell-mediale Vermittlung, Name der Veranstaltung, Flüchtlinge, theatralische Darstellung von gesellschaftlichen Themen, Kinder & Jugendliche usw. Im Anschluss an diesen kreativen Tag wurden die Ergebnisse zusammengefasst und analysiert. Anfang Juli trat zum ersten Mal die neu gegründete »AG Parade« zusammen, gebildet aus Vorstand, Geschäftsstelle und Delegierten der FJR-Verbände, um sich dem neuen Konzept zu widmen.

Beim Redaktionsschluss dieses Berichts stehen die meisten Neuerungen bereits fest: Der Wett­bewerb kultureller Darbietungen samt Jury wird abgeschafft. Dieser Vorschlag aus dem Open Space wurde von der AG Parade übernommen, da die Parade eher den Akzent eines »Miteinanders« setzen sollte, statt eines Wettbewerbs zwischen Gruppen. An der Stelle wird über eine gemeinsame Aktion der am Demonstrationszug teilnehmenden Gruppen nachgedacht, um ein großes Finale am Römerberg zu schaffen.

Als eine weitere wichtige Neuerung ist die Verabschiedung eines Aufrufs zu erwähnen, der die Zielsetzungen der Parade in Erinnerung rufen und aktuelle Forderungen an die Stadtpolitik und -gesellschaft stellen soll. Der Aufruf soll von den an der Parade teilnehmenden Gruppen mitgetragen werden und eine zentrale Rolle in der Kommunikation zur Parade einnehmen. Für das Bühnenprogramm wird den Gruppen Vorrang geboten, die sich zusammengeschlossen haben und einen gemeinsamen Auftritt planen. Der Jugendring wird außerdem diese neu entstehenden Kooperationen bezuschussen, um das »Zusammenkommen« finanziell zu unterstützen. Und ein aktualisiertes Logo bekommt die Parade auch!