Frankfurter Kochbuch der Kulturen
73 Rezepte aus 34 Ländern auf 138 Seiten von Jugendlichen/Schulklassen und MigrantInnenvereinen.
Gemeinsam gekocht in einem Projekt des Jugendrings im Rahmen der Parade der Kulturen 2007.
Bei der Vorbereitung der Parade der Kulturen 2007 entstand spontan die Idee, das „Schul- und Kochprojekt“ zu konzipieren und sowohl allen Schulen und Jugendeinrichtungen in Frankfurt am Main anzubieten, sich daran zu beteiligen, als auch den zahlreichen kulturellen Vereinen von MigrantInnen in dieser Stadt. Die Idee war, dass Jugendgruppen und Schulklassen sich ein Land aussuchen, über das sie mehr erfahren möchten – und wir ihnen Kontakte zu den entsprechenden Migranten-Vereinen vermitteln. Die Vereine kommen zu den Kindern und Jugendlichen in die Schulen oder sonstigen Einrichtungen, informieren über ihr Land, ihre Kultur, ihre Bräuche – und kochen zusammen mit ihnen ein typisches Gericht. Das Rezept dafür wird aufgeschrieben und fotografiert, ebenso der „Herstellungsprozess“, wenn möglich – und alles wird zusammen mit den Länderinformationen am Ende als richtiges Buch herausgegeben.
Es wurde ein voller Erfolg: etwa 700 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen 7 und 28 Jahren haben zusammen mit 33 multikulturellen Vereinen die Beiträge für dieses Buch zusammengestellt. Dabei offenbarte sich ihnen die Vielfältigkeit der in Frankfurt lebenden Nationalitäten und deren interessante Vereinsarbeit; die Treffen wurden durch Workshops, Dokumentarfilme, Referate, mit Collagen, Videos, Kostümen, Musik und Tanz bereichert, die leider alle in diesem Buch nicht wiedergegeben werden können. Unser Schul- und Kochprojekt lieferte Stoff für viele spannende Unterrichtseinheiten in Sozialkunde, Geschichte, Ethik, Geografie etc., etc. ... und dürfte so auch für die Lehrerinnen und Lehrer eine willkommene Abwechslung bedeutet haben.
Dieses Kochbuch konnte nur auf Grund der eindrucksvollen ehrenamtlichen Arbeit seitens der Vereine, durch motivierte, engagierte und vorbildliche Lehrkräfte und mit der Unterstützung durch mehrere soziale Einrichtungen entstehen, die uns ihre Küchen kostenlos zur Verfügung gestellt haben. Nicht zuletzt sei hier auch die Aktion Mensch erwähnt, die unser Projekt mit einem Zuschuss gefördert hat. Weiterhin auch das Amt für multikulturelle Angelegenheiten Frankfurt am Main und die Kommunale AusländerInnen-Vertretung sowie das Jugendbildungswerk beim Jugendamt Frankfurt.
Letztendlich könnten wir aber dieses Buch nicht in dieser gelungenen Form in Händen halten, hätte die Werbeagentur FRITZ+friends an diesem Projekt nicht so sehr Gefallen gefunden, dass er Herstellung und Herausgabe übernommen hat. Mit eigenen Mitteln wäre uns das so keinesfalls möglich gewesen und unser besonderer Dank gilt daher der Agentur und dem Skyline Medienverlag und seinen MitarbeiterInnen.
Beziehen können Sie das „Frankfurter Kochbuch der Kulturen“ für 16,80 Euro über den Buchhandel oder direkt beim Verlag:
SKYLINE Medien Verlags GmbH,
Varrentrappstraße 53
60320 Frankfurt
Tel.: +49 (0)69 -97951720
Fax: + 49 (0)69 - 97951729
eMail: infofrizz-frankfurt [dot] de
Weitere Informationen findet sich auch auf der Projektseite des Kochbuchs unter kochbuch-der-kulturen.de
Interview mit Tiziana Deidda-Dohmann (Koordinatorin des Kochbuch-Projektes)
Hallo Tiziana! Als Koordinatorin des Kochbuchprojektes hast Du Dich sicher sehr über die Auszeichnungen in diesem Jahr gefreut…
Oooohhh! Ohne Zweifel. Es hat wirklich eine zeitlang gedauert, bis ich das auch tatsächlich geglaubt hatte. Die ganze Kommunikation mit Madrid im Vorfeld war nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Korrespondenz lief ausschließlich über eMail-Kontakt..
Erzähle uns ein wenig über die Preisverleihung in London. Warst Du sehr aufgeregt?
Ups, ja! Ich musste ja für den leider zu früh verstorbenen Jean-Claude Diallo einspringen, den ich sehr gerne auch persönlich kennen gelernt hätte. Die Dankesrede im Namen des Frankfurter Jugendrings hielt ich dann in englischer Sprache vor einem internationalen Publikum. Leider fingen meine Stimme und Hände während der Rede an, zu zittern. Das war mir sehr unangenehm.
Das kann ich mir gut vorstellen..und in Frankfurt?
..war viel lockerer! Ich kannte schon einige von der Verleihung in London und ich musste auch keine Rede halten.
Ich habe dann lediglich Frau Eskandari – Grünberg Herrn Edouard Cointreau vorgestellt und sie kurz über den Ablauf des Abends informiert. War alles sehr gut organisiert.
Was macht Deiner Einschätzung nach dieses Projekt so besonders und wie erklärst Du Dir den großen Erfolg des Frankfurter Kochbuchs der Kulturen?
Allein schon die Idee, Ungewöhnliches zu verbinden und Brücken zu bauen; Menschen jeden Alters und jeder Nationalität, die Möglichkeit zu geben, sich durch das Projekt etwas näher kennenzulernen. Das ermöglicht es, sich ein anderes Bild zu machen als das, was man nur oberflächig kennt oder zu kennen glaubt.
Dies mit dem Unterricht zu vereinbaren und zu ermöglichen, bedeutet für mich, Schule lebendig und pur zu erleben. Deswegen gilt mein besonderer Dank all den Lehrern, die diesen Mut gehabt und das Angebot verstanden und angenommen haben . Das sind für mich Lehrer, die sich nach vorne bewegen und sehr positive Vorbilder sind.
Auch in den Lehrerzimmern hat sich das Schulprojekt herumgesprochen und mir sind nur positive Bemerkungen zu Ohren gekommen, was mich umso mehr inspiriert hat.
Was bedeutet das konkret? Was hat dieses ganze Projekt Dir persönlich gebracht?
Persönlich war es für mich die beste Schule in meinem bisherigen Leben. Als ehrenamtliches Helferin mit Enthusiasmus eine grandiose Idee von Turgut Yüksel zu unterstützen und in einer Rekordzeit zu realisieren, bedeutet für mich ein Maximum an Zufriedenheit; verbunden mit der Gewissheit, etwas Positives in der Gesellschaft bewegt zu haben. Nach dem Motto „Man KANN, wenn man nur will und tief in seinem Inneren daran glaubt und überzeugt davon ist..“.
Durch das Schul-und Kochprojekt habe ich außerdem ein hohes Maß an Empathie entwickelt.
Nach dem großen Erfolg, stellt sich die Frage ganz von alleine: Wird es eine Fortsetzung geben?
Das Schulprojekt würde ich ohne Zweifel gerne mit dem Jugendrings-Team fortsetzen, bis auch die kleinsten ungewöhnlichsten Brücken überwunden sind: Die jüdische Schule, die chinesische Schule, die europäische Schule, Sonderschulen, Privatschulen, Gesamtschulen,….und natürlich all die Vereine und Länder, die beim ersten Teil noch nicht mitgewirkt haben: Israel, China, Kroatien, Serbien, Japan, usw….
Außerdem haben wir für 2009 geplant, eine Datenbank anzulegen, damit Schulen oder Vereine bei Interesse eine Übersicht der teilnehmenden Migrantenvereine über die Geschäftsstelle des Jugendrings erhalten können. Es gibt einige Ideen, wie es weiter gehen könnte, aber bisher ist noch nichts konkret.
Was würdest Du unseren Lesern noch gerne über das Kochbuch sagen?
Och, es gäbe noch Vieles hinzuzufügen. Ich hoffe auf jeden Fall, dass die Vorworte im Buch aufmerksam gelesen werden, bevor man zu den Rezepten gelangt, so dass dieses Projekt auch sein Ziel erreichen kann, nämlich: dass auch über dieses Projekt hinaus, Brücken zwischen Menschen gebaut werden, die sich eigentlich nur aufgrund Ihres Aussehens, der Sprache, der Kultur oder Religion unterscheiden. Es wird leider zu oft vergessen, sich vor einem Urteil doch kurz mit ihrem „Anderssein“ auseinanderzusetzen. Nur Mut! Jeder sollte sich selbst ein Bild machen und nicht das gefestigte Bild durch negative Medienberichterstattung hinnehmen, ohne einer anderen Perspektive jemals eine Chance zu geben. Denn es gibt immer auch eine andere Seite.
Auch sollte man nicht vergessen, dass ein einziger Mensch keine „Nation“ darstellt. Jeder sollte als der Mensch akzeptiert und angenommen werden, als der er sich uns vorstellt. Nicht alle Italienerinnen kochen gut und nicht alle Brasilianerinnen tanzen Samba, nicht alle Deutsche sind Nazis, und nicht alle Türken sind Moslems und gehen regelmäßig in die Moschee, genauso wenig, wie alle Christen Sonntags in die Kirche gehen.