Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Kinder- und Jugendarbeit in Frankfurt am Main

18. Mai 2020

Resolution der Online-Mitgliederversammlung des Frankfurter Jugendrings vom 14.5.2020

Der Frankfurter Jugendring ist besorgt, dass die Interessen und die Sorge um das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen während der Corona-Pandemie zu wenig Berücksichtigung finden. 

Die Kinder- und Jugendverbände in Frankfurt stehen voll hinter den Maßnahmen und Kontaktverboten, um die Ausbreitung des Corona-Virus einzudämmen, und kümmern sich um deren Einhaltung.

In Bezug auf die Lockerung von Kontaktverboten weist der Frankfurter Jugendring darauf hin, dass auch in Zeiten der Corona-Pandemie für Kinder und Jugendliche die Möglichkeiten zur selbstbestimmten Entfaltung außerhalb der Familie und Schule dringend erforderlich sind. Soziale Kontakte und der Austausch mit Peers ist für die Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen unabdingbar. Die Schließung der Spielplätze und Freizeiteinrichtungen bedeutete in dieser Hinsicht einen Stillstand oder ein Zurückgeworfen Werden in alte Strukturen. Die Möglichkeit, Kontakte zu wichtigen Bezugspersonen und professionellen Ansprechpartner*innen außerhalb der Familien zu haben, entfiel zu großen Teilen und muss jetzt dringend nachgeholt werden. Die weiterhin existierenden Restriktionen bzgl. der außerschulischen Jugendarbeit machen es immer noch sehr schwer, verloren gegangene Chancen nachzuholen. Auch soziale Unterschiede werden zur Zeit in dramatischer Weise verstärkt, statt sie abzubauen. Eine Erkenntnis, die viel zu wenig Beachtung in der öffentlichen Debatte findet. 

Durch die Kontaktsperre und das Verbot von Zusammenkünften mussten die Jugendverbände und Jugendeinrichtungen ihre kompletten Frühlingsfreizeiten absagen. Auch regelmäßige Gruppenstunden konnten nicht mehr stattfinden. Die Arbeit musste von jetzt auf gleich komplett neu gedacht und umgeplant werden. Lange geplante Maßnahmen mussten schweren Herzens abgesagt werden. Auch die Durchführung von Sommerfreizeiten steht für dieses Jahr stark auf der Kippe, einige wurden bereits abgesagt. Das Ausfallen von Freizeiten und Bildungsveranstaltungen bewirkt auch fehlende Einnahmen für die Finanzierung von Personal, Sachkosten und Mietkosten der Verbände.

Die Verbände und die Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit sind für die Umstellung ihrer Arbeit aufgrund der Kontaktverbote nicht genügend ausgerüstet: Die technische Infrastruktur erwies sich in dieser Phase als wenig belastbar und zum Teil als rückständig, veraltet und für online-Bildungsmaßnahmen ungeeignet. Die schlechte (unter dem Bedarf liegende) finanzielle Ausstattung von Jugendverbänden und Einrichtungen der offenen Kinder- & Jugendarbeit ließen in der Vergangenheit keine großen Investitionen zu, dies fällt allen derzeit auf die Füße. 

Der FJR und seine Mitgliedsverbände fordern:

  • Der FJR fordert von der Stadt Frankfurt, dass die nicht ausgeschöpften Mittel der zusätzlichen Ferienmaßnahmen und der Beihilfen für Geringverdienende den allgemeinen FJR- Mitteln zugerechnet werden, um die Jugendverbände beim digitalen Wandel zu unterstützen.
  • Stornogebühren (wenn sie nicht mehr vermeidbar waren) müssen zuwendungsfähig sein, so wie das Land Hessen dies bereits geregelt hat.
  • Miet- und Nebenkosten müssen zu 100% abrechenbar sein. 
  • Der FJR fordert ein Investitionsprogramm für die technische Ausstattung der Verbände, um digitale Maßnahmen durch zu führen.
  • Jugendliche und ihre Interessenvertretungen müssen zukünftig in die politischen Entscheidungen und Beratungen über die Maßnahmen und ihre Lockerungen eingebunden werden. 
  • Sollten Kürzungen am städtischen Haushalt geplant werden, so dürfen diese auf keinen Fall linear erfolgen, sondern allenfalls fachlich begründet. 
  • Die unzureichende, im Doppelhaushalt 2020/21 beschlossene Erhöhung der Zuschüsse von jeweils 3% für die offene Kinder- und Jugendarbeit muss unbedingt erfolgen.
  • Umverteilungen im städtischen Haushalt dürfen auf gar keinen Fall zu Lasten der Kinder und Jugendarbeit erfolgen.

 

Info

Ansprechpartner

Torsten Schulte
Geschäftsführung
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